Sitzenbergstraße: Wenn Digitalisierung rückwärts läuft

Was derzeit in der Sitzenbergstraße passiert, sorgt bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern für Kopfschütteln.
Im Zuge der dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Landesstraße, die nach den Hochwasserschäden des letzten Jahres wieder instand gesetzt werden muss, kam es zu einer folgenschweren Entscheidung:

Die A1 Telekom entfernte im Baustellenbereich ihre Kabelverbindung – und stellte den dortigen sechs Haushalten den kabelgebundenen Internet- und Telefonanschluss dauerhaft ein.

Die betroffenen Anrainer wurden von A1 darüber informiert, dass ihr Anschluss „aus technischen und wirtschaftlichen Gründen“ nicht mehr hergestellt wird. Stattdessen bot man ihnen alternativlos mobiles Internet über SIM-Karten an – mit der Begründung, dass im betreffenden Straßenabschnitt ein Gehsteig errichtet werden soll und der bestehende Versorgungskasten daher nicht bleiben könne.

Für die Entscheidung über den kostenlosen Wechsel zum kabellosen Internet oder eine kostenlose Kündigung gab man den Betroffenen gerade einmal ein Wochenende Zeit.

Seltsam daran ist, dass bis heute niemand in der Gemeinde genau sagen kann, ob – und wenn ja, in welcher Form – ein Gehsteig dort überhaupt geplant ist. Die A1 wiederum begründet ihren Rückbau mit genau diesem Gehsteig, dessen Ausführung offenbar niemand wirklich kennt.

Das Ergebnis:

  • Kabelloses Internet ist keine Alternative zu Kabelgebundenem – damit wirbt selbst die A1 auf ihrer Website. Homeoffice und Streaming sind kaum möglich. Internetverbindung über Mobilfunk unterliegt häufigen Schwankungen und Aussetzern. Das betrifft vor allem Videokonferenzen und beruflich kritische Tätigkeiten wie z.B. Arbeiten in einem Warenwirtschaftssystem. Die Betroffenen Anrainer dokumentieren aktuell Downloadgeschwindigkeiten um die 40 Mbit/s – ein Hohn in der heutigen Zeit.

  • Eine gemeinsame Verlegung der Leitungen mit der EVN, die im selben Bereich ohnehin tätig war, wurde nicht genutzt.

Damit werden die betroffenen Haushalte – mitten in Niederösterreich – faktisch vom digitalen Leben abgekoppelt. Während das Land und der Bund Milliarden in Glasfaser und Digitalisierung investieren, werden hier bestehende Anschlüsse entfernt und die Betroffenen ins digitale Steinzeitalter katapultiert.

Auch das aktuelle kabelgebundene Internet der A1 ist durchaus hinterfragenswert. So sind die Leitungen für die meisten Haushalte In Sitzenberg-Reidling vom Verteiler weg nach wie vor aus Kupfer, währen die Kabel zum Verteiler aus Glasfaser sind.

Wir haben daraufhin reagiert:

  • Den Bürgermeister und den zuständigen Gemeinderat mit der Situation konfrontiert. Letzterer fühlt sich jedoch aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine Landesstrasse handelt, nicht zuständig.

  • Eine Intervention beim Land Niederösterreich getätigt – konkret an Landesrat Schleritzko, der für Straßenbau und Infrastruktur zuständig ist oder war (?), weiters an Landesrat Kasser, Landeshauptfrau Mikl-Leitner, Landeshauptfrau-Stellvertreter Landbauer und Gemeindebund Präsident Pressl. Eine Antwort steht noch aus.

  • Kontaktversuche mit A1 um eine rasche und konstruktive Lösung im Sinne der betroffenen Bürger zu erreichen, gingen ins Leere, da man nur zu Support-Mitarbeitern gelangt, die sich für nicht zuständig erklären. Diese Art der Nichtkommunikation von Konzernen mit Konsumenten ist leider eine Geißel unserer Zeit und nicht tolerierbar.

Unser Ziel ist klar:

  • Wiederherstellung einer kabelgebundenen Internetverbindung 

  • Keine Abschaltung von Infrastruktur, ohne dass Anrainer rechtzeitig eingebunden oder informiert werden.

  • Eine verbindliche Zusage, dass die Sitzenbergstraße in den Glasfaserausbau aufgenommen wird.

Die Digitalisierung darf nicht am Ortsschild von Sitzenberg-Reidling enden.
Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Gemeinde zukunftsfähig bleibt – und dass niemand durch mangelnde Koordination zwischen Straßenbau, Telekommunikation und Verwaltung benachteiligt wird.

Alex Aicher